Gemeindebüro

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Wir haben eine Umfrage gemacht...

Ich habe Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Gemeinde folgende Aufgabe gestellt: "Jesus hat gesagt, "liebe deinen Nächsten wie dich selbst" und auch "du sollst auch deine Feinde lieben". Aber was heißt das eigentlich? Mit wem kommst du gut klar - und von welchen Menschen möchtest du dich doch lieber distanzieren?". Hier die Antworten:

 

Rieke, 17: In unserer Stufe gibt es zum Beispiel diese typischen Cliquen, "cool" und "uncool". in seiner Freizeit macht man untereinander nie etwas zusammen und viele finden die jeweils anderen meist nervig und unsympathisch. aber in den gemischten Kursen merkt man plötzlich, dass einzelne Leute gar nicht so schlimm sind, wie man vorher immer dachte und man sich super mit ihnen versteht. Und dass sie auch nur normale Menschen sind, die man akzeptieren und respektieren sollte auch wenn die Ansichten einem fremd sein können. man muss sich ja nicht direkt "lieben" aber die Freundlichkeit sollte auf Gegenseitigkeit beruhen und trägt zu einer besseren Gemeinschaft und mehr wohlbefinden bei.

 

 

Alina, 22: Liebe deinen Nächsten?! Eine gar nicht so leichte Frage... Ich versuche möglichst offen und ohne Vorurteile auf andere Menschen zuzugehen und habe damit bislang auch immer gute Erfahrungen gemacht, dass die Menschen dann auch offen und freundlich auf mich zukommen. Hm Menschen von denen ich mich distanzieren würde, fallen mir auf Anhieb erst mal keine ein, das ergibt sich meist während des Kennenlernens und da geht man sich dann aus dem Weg, was aber nicht immer so einfach ist... Mir fällt es tatsächlich am einfachsten mit Menschen so umzugehen, wie ich es auch für mich wünschen würde und dazu gehört auch dass man beide Seiten einer Aussage bedenkt. Die verletzlich wirkende Aussage wurde ja vielleicht auch nur falsch verstanden und eigentlich ganz anders gemeint... Es fällt nicht so leicht, aber umso mehr man versucht sich in andere Menschen und deren Situationen reinzuversetzen, sehen die Begegnungen mit anderen Menschen und die eventuellen Missverständnisse untereinander ganz anders aus...

 

 

Marina, 15: Ich komme gut mit Menschen klar, die meine Fehler kennen und mich trotzdem so akzeptieren wie ich bin. Ich möchte mich von den Menschen distanzieren, die sich besser fühlen und dabei auf andere Menschen herabschauen.

 

 

 

 

 

 

Helmut, 16: Das ist eine gute Frage wo ich aber erst mal drüber nachdenken muss was das für mich bedeutet und auch im Angesicht der Flüchtlinge die gerade alle in Deutschland einziehen komm ich zurück auf die Aussage von Jesus in dem er sagt "liebe deine Nächsten wie dich selbst" und sage er hat recht ! Wir sollten die Flüchtlinge genau so behandeln wie wir selbst behandelt werden wollen also warum behandeln wir sie dann nicht auch so ? Warum behandeln wir sie so als wären sie schlechte Menschen ? Denn genau das sind sie nicht sie sind Menschen wie du und ich nur mit dem Hintergrund das in dem Land wo sie wohnen Krieg herrscht und sie hier hin flüchten müssen .

 

Laura, 17: Jesus hat gesagt - liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Meinen Nächsten lieben wie mich selbst - aber was bedeutet das für mich? Und für meine " Nächsten "? Wer sind diese "Nächsten"? Sind das nur meine Freunde oder auch meine Feinde? Die Antwort ist ganz klar. Beide. Natürlich hat man die einen, seine Liebsten - die Menschen die das Leben zu etwas Besonderem machen und für einen da sind, einen Halt geben. Einen bestärken, ermutigen, Kraft geben. Die mit dir all die vielen schönen Dinge auf der Welt entdecken , erleben und erfahren möchten. Dinge die Jesus geschaffen hat, die unsere Welt zu etwas besonderem machen. Dann gibt es aber noch diese Menschen mit denen ich kaum oder gar nichts zu tun

habe, oder anzufangen weiß. Aber was mache ich? Verurteile ich sie aufgrund ihrer Hautfarbe , ihres Musikgeschmacks oder ihrer anderen Sprache gleich als etwas schlechteres? Und was ist dann mit den Menschen , die mir eventuell sehr wehgetan haben, mich verletzt haben oder mir etwas genommen haben was mir sehr lieb war - die ich eigentlich am liebsten auf den Mond schießen würde, weil ich so enttäuscht und traurig bin? Nein, nicht auf den Mond schießen. Aufopfern heißt hier die Devise. Sich im Ehrenamt engagieren, fremden Menschen helfen, in einen Streit eingreifen, wenn Schwächeren Schaden zugefügt wird, dass ist für mich Nächstenliebe. Ich kenne viele dieser Menschen nicht, aber trotzdem sind sie wie ich auf dieser Welt um zu leben. Und wenn es nun da draußen in der Welt mit all den verschiedensten Menschen diejenigen gibt die anders als ich sind, die nicht so komplett verrückt und merkwürdig ticken wie ich, dann darf man vielleicht auch nicht vergessen, dass sie trotzdem ein Recht darauf haben, zu lieben und geliebt zu werden. Nächstenliebe heißt vielleicht auch ein bisschen Feindesliebe - im Sinne von : ich muss über meinen eigenen Schatten springen um den Menschen die mir Schaden zugefügt haben, vielleicht etwas Gutes zu tun. Und vielleicht ist ' ich bringe meiner 78 jährigen Nachbarin die Einkaufstüten in den 4 Stock ' schon ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

 

Kristina Peyrer, 17: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst - eine ganz schön schwierige Aufgabe, die wir da damals bekommen haben, wenn man näher darüber nachdenkt. Denn hinter dieser Aussage stecken für mich zwei Sachen. Man soll seine Nächsten akzeptieren und sie anerkennen, und das ist nicht immer einfach. Wie oft gibt es Unstimmigkeiten und Meinungsverschiedenheiten, sodass Konflikte entstehen. Und dann ist es alles andere als leicht den inneren Schweinehund zu überwinden und einen Schritt auf die Person zuzumachen, der man Unrecht getan hat. Aber auch die andere Aussage, sich selbst zu lieben, zu respektieren und zu beachten, ist gar nicht immer so leicht. Ständig ist man unzufrieden mit sich selbst, erwartet mehr von der eigenen Person oder ist so vertieft in den Beruf, die Schule oder anderes, dass man gar nicht immer mitbekommt, was man selbst gerade braucht. Man sieht nur das, was noch nicht so ist, wie man es sich vorstellt und ist unzufrieden oder sogar enttäuscht. Und als wäre das nicht schon genug, hat Jesus auch noch gesagt: "du sollst auch deine Feinde lieben". Feinde ist so ein harter Begriff, für mich bedeutet dieser Satz vielmehr: Liebe auch die Menschen, denen du gerne manchmal aus dem Weg gehen würdest, weil der Schritt auf sie zu dich vor Herausforderungen stellt. Und von diesen Herausforderungen gibt es viele. Die Größte mag womöglich im Moment die Flüchtlingskrise sein. "Du sollst auch deine Feinde lieben" - gerade in dieser Situation leichter gesagt als getan. Denn da gehört Mut dazu: Völlig fremde Menschen, die seit Wochen auf der Flucht aus ihrer Heimat, ihrer vertrauten Umgebung, sind, kommen nach Deutschland und erhoffen sich ein besseres Leben. Neulich habe ich von einer Aktion gehört, welche das Jugendzentrum 13drei organisiert: Eine Patenschaft, die Kinder und Jugendliche aus Emsdetten für ein Flüchtlingskind übernehmen. Eigentlich keine große Aufgabe: Wie für einen Freund da sein, als Ansprechpartner, und sich einfach treffen und etwas unternehmen, wenn es auch noch so kleine Sachen sind. Und doch habe ich mich bis heute nicht gemeldet für diese Patenschaft - wahrscheinlich aus Angst. Das Kind spricht wahrscheinlich kaum deutsch, wie also soll ich mich mit ihm verständigen? Und worüber sollen wir reden? Was dieses Mädchen oder auch dieser Junge in den letzten Wochen oder sogar Monaten erlebt hat, das ist schrecklich. Und wie soll ich damit umgehen? Dann ertapp ich mich immer wieder dabei, wie ich mich da raus rede: Das sollen lieber erfahrene Leute machen, die wissen wie man mit sowas am besten umgeht. Aber dann frag ich mich: Was wäre wenn ich selbst eines von diesen Flüchtlingskindern wäre? Ich würde mir Kontakt wünschen, jemanden, der Zeit für mich hat und der sich mit mir beschäftigt, nicht nur nebenbei, während in der Unterkunft noch so viel Unsicherheit herrscht und noch einiges zu organisieren ist. Und dabei würde ja schon so wenig reichen, "nur" ein bisschen Zuwendung. Zeit, wo ich die Sorgen für einen Augenblick vergessen kann. Es fallen mir noch so viele andere Ausreden ein: Man hat sowieso schon zu viel zu tun und kaum noch Zeit, es gibt so viele andere Menschen, die das genauso gut machen können, ich engagiere mich schon viel ... Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin - es sind nur Ausreden.

Und deshalb glaube ich, dass ich und wahrscheinlich wir alle noch viel von diesen beiden Sätzen lernen können und sollten, wenn wir sie uns wirklich zu Herzen nehmen.“

 

 

Maike Peyrer, 19: „Nächstenliebe – das höchste, christliche Gebot, ein Grundsatz aller großen Weltreligionen und ein Ideal, das auch außerhalb von Kirche und Religion gilt oder vielleicht besser: gelten sollte. Manchmal scheint die Nächstenliebe

in der heutigen, leistungsorientierten und schnelllebigen Gesellschaft völlig vergessen. Jeder guckt erstmal auf sich, will selbst vorankommen, für sich selbst die besten Vorteile erlangen, möglichst glücklich und rundum zufrieden sein.

Traurig finde ich das! Aber woran liegt das?

Ich glaube nicht daran, dass der Wille seinen Nächsten zu lieben und für ihn da zu sein, fehlt. Sondern vielleicht daran, dass ein ganz wesentlicher Teil des Gebots nicht mitgedacht wird. Es geht nicht nur darum, dass man seinen Nächsten liebt mit viel Hingabe und immer zuerst an ihn denkt. Es ist die Rede davon, dass man seinen Nächsten so lieben soll, wie sich selbst. Dieses „wie sich selbst“ ist für mich ein zentraler Teil des Gebotes. Sich selbst zu lieben, ist nicht leicht. Bei all den Anforderungen und Erwartungen, die auf uns lasten... wann ist man da schonmal so richtig zufrieden mit sich selbst. Man bekommt kaum die Gelegenheit dazu. Überall bekommt man zu sehen, dass man noch besser sein, noch mehr haben und noch glücklicher leben könnte.

Ich glaube, erst wenn man mit sich selbst zufrieden ist und bewusst wahrnimmt, dass das eigene Leben gut so ist, wie es ist, wenn man sich also selber liebt, hat man überhaupt erst die Möglichkeit, sich auch um seinen Nächsten zu kümmern. Wie soll man Liebe weitergeben an andere, die man für sich selbst nicht einmal hat?“

 

 

 

Sabrina Andres, 21: „Für mich heißt das, dass man jeden Menschen offen empfängt. Egal, woher er kommt, wie er aussieht und welche Sprache er spricht. Wir sollten die Menschen viel öfter erst mal näher kennenlernen und uns mit ihnen befassen, ehe wir sie „in Schubladen stecken“ und ihnen so Unrecht tun. Ich würde mich freuen, wenn viel mehr das so machen und einfach öfter mit dem Herzen sehen würden.“